Menü Schließen

YOLO – Teste deine Grenzen: Ein Projekt zur Förderung der Sicherheit jugendlicher Radfahrer durch Stärkung der Selbststeuerungskompetenz

ZNL Yolo

Laufzeit
Februar 2014 bis September 2017

gefördert von
Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV)
Deutscher Verkehrssicherheitsrat e.V. (DVR)

Kontakt

Dr. Petra Arndt
0731 / 500 – 62000
petra.arndt (at) znl-ulm.de

Sicheres Radfahren stellt viele Anforderungen an Kinder und Jugendliche. Während der Grundschulzeit wird viel Wert auf das Vermitteln von theoretischem Wissen und das Einüben praktischer Fähigkeiten gelegt, die für sicheres Radfahren wichtig sind. Doch obwohl in der Grundschule einige Zeit in Verkehrserziehung investiert wird, schnellen die Radunfallzahlen laut den Statistiken zum Schülerunfallgeschehen ab einem Alter von 10 Jahren in die Höhe. Erst ab einem Alter von ca. 15 Jahren nehmen die Zahlen wieder ab. In der wissenschaftlichen Literatur werden verschiedene Faktoren als maßgeblich für den Anstieg der Unfallzahlen diskutiert: die Steigerung der Risikobereitschaft, die Gruppendynamik durch den Einfluss von Gleichaltrigen oder die Auswirkungen von pubertären Veränderungen auf die exekutiven Funktionen und Selbststeuerungskompetenz. Empirische Evidenz lag hier allerdings noch nicht vor. Im Projekt “YOLO – (Selbst)sicher Radfahren” wurde deshalb in einem ersten Schritt untersucht, wo die Gründe für die starke Unfallgefährdung von jugendlichen Radfahrern zwischen 10 und 15 Jahren liegen. Die Ergebnisse haben gezeigt, dass Fahrradunfälle mit exekutiven Funktionen und Risikoverhalten zusammenhängen. Aufbauend auf den Ergebnissen wurde die Intervention “YOLO – Teste deine Grenzen” entwickelt, die zum Ziel hat, Jugendliche für die Folgen von riskantem Verhalten zu sensibilisieren. Durch Stärkung der exekutiven Funktionen und der Metakognition sollen sie besser in der Lage sein, ihre Fähigkeiten und Risiken einzuschätzen und ihr Verhalten situationell anzupassen. Durch Förderung der Selbstsicherheit und der Selbststeuerung können sie sich resistent gegenüber dem Einfluss von Gleichaltrigen verhalten und sich nicht allein von ihren Emotionen lenken lassen. Die Intervention wurde an Schulen der Sekundarstufe 1 im 2. Halbjahr des Schuljahres 2015/16 in Form einer AG (1x wöchentlich) durchgeführt und wissenschaftlich begleitet.
Mit dem Begriff “YOLO” greift das Projekt ein unter Jugendlichen verbreitetes Akronym auf. Mit “YOLO – You only live once” rechtfertigen Jugendliche häufig riskantes Verhalten. Mit der Verwendung des Begriffs in diesem Zusammenhang soll deutlich gemacht werden, dass man dieses eine Leben genießen soll, aber es eben auch, da man nur dieses einzige hat, sehr kostbar und schützenswert ist.


YOLO-Programm

Was ist „YOLO – Teste deine Grenzen“?
„YOLO – Teste deine Grenzen“ ist ein Programm zur Förderung der exekutiven Funktionen und der Risikokompetenz bei Jugendlichen. Das Programm ist Teil eines Forschungsprojektes des ZNL, der DGUV und des DVR.

Ziele von YOLO
Jugendliche im Alter von 10 bis 14 Jahren befinden sich bereits in der frühen Pubertät. In dieser Lebensphase steckt das exekutive System, also der Teil des Gehirns, welcher für die Selbststeuerung verantwortlich ist, noch in der Entwicklung und kann daher der höheren Risikofreude wenig entgegensetzen. Ziel von „YOLO – Teste deine Grenzen“ ist es, Jugendliche in ihren Selbststeuerungskompetenzen und in ihrer Risikokompetenz zu stärken, so dass sie in der Lage sind, sowohl ihre Fähigkeiten wie auch die von ihrem Umfeld ausgehenden Gefahren realistisch einschätzen zu können. Vor allem setzt das Programm an der Selbstsicherheit und den exekutiven Funktionen der Jugendlichen an. Durch die Stärkung dieser beiden Faktoren sollen sich die Teilnehmenden selbstbewusster gegenüber dem schlechten Einfluss von Gleichaltrigen verhalten können und das eigene Handeln besser von ihren Emotionen abkoppeln, bewusster und reflektierter bestimmen und lenken können.

YOLO folgt dabei einem dreiteiligen Konzept, das aus „Informiert werden“, „Erleben“ und „Reflektieren“ besteht:

  • In YOLO erfahren die Jugendlichen einiges darüber, was in ihrem Gehirn während der Pubertät vor sich geht.
  • Sie können sich und ihre Grenzen testen und ihre Fähigkeiten erleben.
  • In den Übungen werden sie dazu angeregt, über ihr Verhalten und ihre Einstellungen zu reflektieren.
  • Mit diesem Ansatz soll YOLO dazu beitragen, die Unfallgefährdung im Jugendalter zu senken.

    Für wen ist YOLO konzipiert?
    YOLO ist ein Präventionsprogramm für Schülerinnen und Schüler der 6. und 7. Klassen. Mit YOLO sollen Unfallzahlen bei Jugendlichen durch Stärkung der Selbststeuerungskompetenzen gesenkt werden. Das Konzept setzt dabei vor allem an den neuropsychologischen Veränderungen während der Pubertät an. Ab einem Alter von ca. 11 Jahren finden bereits erste Veränderungen im Gehirn statt, so dass dies der optimale Zeitpunkt für die Teilnahme an YOLO ist.

    Dauer und Ablauf von YOLO

  • Das Präventionsprogramm wird in Kooperation mit Schulen der Sekundarstufe 1 im Rahmen einer Nachmittags-AG angeboten.
  • Die gesamte Dauer der AG beträgt ein Schulhalbjahr.
  • Das Programm besteht aus insgesamt 15 AG-Stunden. Die AG findet während der Schulzeit nachmittags einmal pro Woche à 90 Minuten statt.
  • Die Gruppengröße beträgt 15-20 Teilnehmer/-innen pro AG.
  • An fünf Schulen, darunter drei Gemeinschaftsschulen, einer Realschule und einem Schulzentrum, bestehend aus einer Realschule und einem Gymnasium, wurde das Präventionsprogramm in Form von sieben YOLO-AGs im zweiten Schulhalbjahr 2015/16 bereits durchgeführt und evaluiert. Insgesamt waren 133 Jugendliche für die Teilnahme an den AGs angemeldet.

    Pädagogisches Konzept des YOLO-Programms
    YOLO folgt einem dreiteiligen Konzept, dessen Elemente sich in jeder einzelnen Trainingseinheit widerspiegeln.

    Informiert werden: Mit den Jugendlichen werden gemeinsam Gefahren erarbeitet, die ihnen in ihrem alltäglichen Leben begegnen. Beispielsweise lernen sie, welche gravierenden Folgen es haben kann, wenn man im Straßenverkehr unaufmerksam ist, weil man sich Sorgen wegen einer schlechten Note in der Klassenarbeit macht. Die Jugendlichen erfahren viel über die exekutiven Funktionen, den Einfluss von Gleichaltrigen und risikoreiches Verhalten, sowie die alterstypischen Veränderungen im Gehirn. Das hilft ihnen, ihr Verhalten und ihre Emotionen situativ besser verstehen und einschätzen zu können.

    Erleben: Neben der Wissensvermittlung steht das Erleben im Zentrum. Durch Übungen im Klassenzimmer sowie in der Sporthalle erleben die Jugendlichen sich selbst und ihre eigenen Verhaltensweisen, Fähigkeiten und Einstellungen. Gleichzeitig wird mit den Übungen auch ihre Selbststeuerung gefördert, indem die Jugendlichen trainieren, durchdachte Entscheidungen zu treffen. Elemente aus verschiedenen Sportrichtungen und Übungen aus der Erlebnispädagogik fördern die Selbstwahrnehmung und stärken das Selbstbewusstsein. In Rollenspielen werden Konflikt- und Problemlösefähigkeiten trainiert, wodurch die Jugendlichen Widerstandsfähigkeiten gegenüber Peers entwickeln.

    Reflektieren: Die Jugendlichen reflektieren über ihr Verhalten, ihre Einstellungen und Fähigkeiten anhand der in den Übungen enthaltenen Beispielsituationen. Gemeinsam werden Ideen für die Beantwortung der Fragen entwickelt: „Wie ist das eigentlich bei mir?“, „In welchen Situationen und unter welchen Umständen verhalte ich mich riskant und lasse mich am meisten beeinflussen?“, und „Wie gehe ich damit um?“.


    Inhalte und Methoden des YOLO-Programms
    Um die Jugendlichen in ihrem verantwortungsvollen Umgang mit den Versuchungen des Alltags zu stärken, können sie in YOLO in einem sicheren Rahmen testen, wo ihre Grenzen liegen. Dabei werden ganz verschiedene DomZNL – YOLO Interventionänen angesprochen: kognitiv, sozial-emotional und motorisch. YOLO umfasst 15 AG-Stunden, die in fünf Module aufgeteilt sind und über ein Schulhalbjahr unterrichtet werden. In den Stunden setzen sich die Jugendlichen mit einer breiten Palette sozialer und emotionaler Kompetenzen auseinander. Schrittweise werden ihre exekutiven Funktionen gestärkt und ihre intervention3Risikokompetenz gefördert. Neben der kognitiven Auseinandersetzung mit den Themenbereichen „Risikoverhalten in der Pubertät“, „Selbststeuerung“, „Umgang mit Emotionen“ und „Einfluss von Gleichaltrigen“ mittels intensiver Gruppendiskussionen und Arbeitsblättern, werden die verschiedenen sozial-emotional kompetenten Verhaltensweisen auch durch Rollenspiele und erlebnispädagogische Methoden geübt und mittels Sportübungen aus dem Bereich Parkour und Kampfsport trainiert

    Überblick über die Themen:

  • Wie funktioniert das Gehirn?
  • Risikoverhalten & Pubertät
  • Exekutive Funktionen & Selbststeuerungskompetenzen
  • Selbstsicherheit & Bedeutung der Peergroup
  • YOLO wirkt!
    Das Präventionsprogramm „YOLO – Teste deine Grenzen“ entstand im Rahmen des ZNL-Forschungsprojektes „YOLO – (Selbst)sicher Radfahren“. Ein Projekt zur Förderung der Sicherheit jugendlicher Radfahrer durch Stärkung der Selbststeuerungskompetenz, finanziert durch die DGUV und den DVR. In dem Forschungsprojekt wurde der Zusammenhang zwischen exekutiven Funktionen und sicherem Fahrradfahren untersucht.

    Das Forschungsprojekt bestand aus zwei Phasen. Das Ziel der Phase 1 war die Analyse der Einflussgrößen auf die Unfallgefährdung von Kindern und Jugendlichen. Dabei sollte unter anderem die Rolle der exekutiven Funktionen für sicheres Radfahren untersucht werden. In Phase 2 sollte, aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse aus Phase 1, für die beschriebene Altersgruppe eine Prävention entwickelt und deren Wirksamkeit wissenschaftlich überprüft werden.

    Phase 1 des Forschungsprojektes „YOLO – (Selbst)sicher Radfahren“
    Zeitraum: Februar 2014 bis Juli 2015

    Was war das Ziel der Phase 1?
    Ziel war mithilfe einer Online-Befragung zu untersuchen, inwiefern sich Kinder und Jugendliche, die einen Radunfall erlitten haben, von anderen unterscheiden, die keinen Unfall seit dem neunten Lebensjahr berichteten.
    An wen richtete sich die Befragung?
    Mit Hilfe eines Online-Fragebogens wurden 959 Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 bis 9 aus 21 Schulen der Sekundarstufe 1, sowie deren Eltern befragt. Der Fragebogen beinhaltete Fragen zum Radfahren, zu möglichen Unfällen, zu den exekutiven Funktionen und zur Risikobereitschaft. Er wurde durch die Schülerinnen und Schüler unter Aufsicht einer Lehrkraft im Klassenverband in der Schule und durch die Eltern zu Hause ausgefüllt.

    Ergebnisse der Phase 1

    Ziel der Befragung in der Phase 1 im Rahmen des Projektes „YOLO – (Selbst)sicher Radfahren” war es, Gründe für die starke Unfallgefährdung von jugendlichen Radfahrern zu identifizieren und die Rolle von verschiedenen Kompetenzen und Einflussfaktoren einzuschätzen.

    Fahrradfahren hat einen hohen Stellenwert bei Jugendlichen
    Die Ergebnisse haben gezeigt, dass Radfahren im Leben der meisten befragten Schülerinnen und Schülern eine Rolle spielt. Fast alle befragten Jugendlichen besitzen ein fahrtaugliches Rad. Knapp die Hälfte von ihnen gab an im Sommer fast täglich mit dem Rad zur Schule zu fahren. Die meisten gaben an, auch mehrmals in der Woche mit dem Rad in ihrer Freizeit unterwegs zu sein.

    Fahrradunfälle sind keine Seltenheit bei den Jugendlichen
    Die Ergebnisse der Studie haben gezeigt, dass Radfahren nicht immer sicher ist. Besonders zeigte sich dies anhand der angegebenen Unfallzahlen. Über die Hälfte der Jugendlichen berichtete seit ihrem 9. Lebensjahr ein bis fünf Radunfälle erlebt zu haben. Etwa 15 % hatten sogar sechs bis zehn dieser Unfälle. Trotz dieser hohen Angaben über Radunfälle, hielten etwa 80 % der Jugendlichen ihren Fahrstil für sicher und etwa 85 % für rücksichtsvoll. Demgegenüber waren nur etwa 20 % der Meinung, dass sie nicht vorausschauend fahren, und ca. 60 % haben angegeben, dass sie schnell mit ihrem Fahrrad unterwegs seien.

    Jugendliche in der Pubertät neigen häufiger dazu, ihre Fähigkeiten zu überschätzen und Gefahren nicht realistisch genug zu bewerten. Die Ergebnisse der Studie belegen diese Annahme: Jugendliche, die seit ihrem 9. Lebensjahr einen Radunfall hatten, berichteten von mehr Defiziten in den exekutiven Funktionen, von einer höheren Risikobereitschaft und mehr emotionalen Problemen, als Jugendliche ohne Radunfall.

    Risikoverhalten, exekutive Funktionen und Beeinflussbarkeit durch Gleichaltrige spielen in Bezug auf Fahrradunfälle bei Jugendlichen eine wichtige Rolle
    Aus diesen Ergebnissen lässt sich schlussfolgern, dass Risikoverhalten, exekutive Funktionen und Beeinflussbarkeit durch Gleichaltrige eine wichtige Rolle in Bezug auf Fahrradunfälle spielen, und daher diese Faktoren in Präventionsprogrammen berücksichtigt werden sollten. Aufbauend auf den Ergebnissen wurde in der zweiten Phase des Projektes das Präventionsprogramm „YOLO – Teste deine Grenzen“ entwickelt. Mehr zu dem Programm und dessen Inhalte und Methoden erfahren Sie hier. Näheres über die Evaluation von YOLO und den Ergebnissen finden Sie hier.

    Dankeschön für die Unterstützung!

    Als Dank für die Teilnahme an der Studie erhielten die Schulen eine schulbezogene Auswertung der Ergebnisse. Zusätzlich wurden den Schulen zum Ausbau ihrer Verkehrssicherheitsarbeit Unterrichtsmaterialien rund um das Thema Verkehrssicherheit und sicheres Radfahren angeboten.

    Die Phase 1 wurde im Juli 2015 abgeschlossen. Wir bedanken uns bei allen Schulen, die teilgenommen haben, insbesondere bei den Schülerinnen und Schülern sowie deren Eltern, die den Fragebogen ausgefüllt haben.

    Phase 2 des Forschungsprojektes „YOLO – (Selbst)sicher Radfahren“
    Zeitraum: Juli 2015 bis Juni 2017

    Was war das Ziel der Phase 2?
    Die Ergebnisse aus Phase 1 haben gezeigt, dass Fahrradunfälle mit exekutiven Funktionen und Risikoverhalten zusammenhängen. Aufbauend auf diesen Ergebnissen wurde in der Interventionsphase des Forschungsprojektes das Präventionsprogramm „YOLO – Teste deine Grenzen“ entwickelt und dessen Wirkung wissenschaftlich überprüft. Das Ziel ist es, Jugendliche für die Folgen von riskantem Verhalten zu sensibilisieren. Durch Stärkung der exekutiven Funktionen und der Metakognition sollen sie besser in der Lage sein, ihre Fähigkeiten und Risiken einzuschätzen und ihr Verhalten situationell anzupassen. Durch Förderung der Selbstsicherheit und der Selbststeuerung können sie sich resistent gegenüber dem Einfluss von Gleichaltrigen verhalten und sich nicht allein von ihren Emotionen lenken lassen.

    Wie lief die Evaluation ab?
    „YOLO – Teste deine Grenzen“ wurde an fünf Schulen, darunter drei Gemeinschaftsschulen, einer Realschule und einem Schulzentrum (Realschule und Gymnasium), in Form von sieben YOLO-AGs im zweiten Schulhalbjahr 2015/16 durchgeführt. Teilnehmer/-innen an der Evaluation waren 213 Schülerinnen und Schüler der 6. und 7. Klassen der Schulen der Sekundarstufe 1. Davon nahmen 120 Schülerinnen und Schüler an der YOLO-AG teil. Die anderen 93 Schülerinnen und Schüler bildeten die Kontrollgruppe zur Überprüfung der Wirksamkeit des YOLO-Programms. Durch Fragebogen und Computertests wurde überprüft, ob die Teilnahme am YOLO-Programm die exekutiven Funktionen und die Risikokompetenz der Schülerinnen und Schüler verbessert.

    Ergebnisse aus Phase 2

    YOLO senkt die Unfallgefährdung
    Die Ergebnisse haben gezeigt, dass YOLO eine positive Wirkung auf die Jugendlichen in Bezug auf Unfälle im Freizeitsport hatte. Die Jugendlichen, die an YOLO teilnahmen, berichteten von weniger Unfällen als die Kontrollgruppe während der Teilnahme an dem YOLO-Programm. Ein ähnlicher Trend ließ sich auch für Unfälle in der Schule während der Pausenzeiten finden.

    YOLO verbessert die exekutiven Funktionen und stärkt die Risikokompetenz
    Da risikoreiches Verhalten im Zusammenhang mit den Selbststeuerungskompetenzen steht, stellt die Stärkung der exekutiven Funktionen einen zentralen Ansatzpunkt in dem Präventionsprogramm dar. Es konnten positive Effekte von YOLO auf die geteilte Aufmerksamkeit und die exekutiven Funktionen festgestellt werden. So konnte sowohl kurz- als auch langfristig eine Steigerung der Inhibitionsfähigkeit, des Arbeitsgedächtnisses und der kognitiven Flexibilität in standardisierten Computertests nachgewiesen werden. Weiterhin deuten die Ergebnisse darauf hin, dass YOLO einen positiven Effekt auf die Risikokompetenz der Jugendlichen hatte. Die Jugendlichen, die an dem Programm teilnahmen, wiesen im Vergleich zur Kontrollgruppe nach der Teilnahme eine teilweise höhere Risikokompetenz auf.

    Die Jugendlichen hatten Spaß in YOLO
    ZNL – YOLO AussagenDie Jugendlichen wurden nach jeder Stunde mittels Fragebogen gefragt, wie ihnen die Stunde gefallen hat, und wie stark sie sich an den Übungen beteiligt haben. Zusätzlich wurde mit einer ausgewählten Gruppe an Jugendlichen Interviews im Anschluss an die Teilnahme geführt.
    Nach Einschätzung der Jugendlichen hatten sie an den Inhalten und Methoden viel Interesse, hatten während der Stunden viel Spaß und haben sich wohlgefühlt. Wohlbefinden und Spaß sind gute Voraussetzungen damit Lernen gelingen kann. Aus den Aussagen der Jugendlichen in den Interviews lässt sich schließen, dass sie gelernt haben, mehr über ihr Verhalten und ihre Handlungen nachzudenken, und dass sie selbstsicherer geworden sind.

    O-Töne der Teilnehmer/-innen der YOLO-AGs:

    „Ich denke mehr nach, bevor ich etwas mache.“

    „Also in YOLO waren es eigentlich mehrere Sachen, die mich zum Nachdenken gebracht haben. Zum Beispiel mit dem Stirnhirn, wie das funktioniert und so.“

    „Insgesamt hat man in YOLO mitbekommen, worauf man im Leben achten muss, also was unsere Entscheidungen beeinflusst.“

    „Vorher hätte ich jemandem sofort die „Fresse poliert“, jetzt nicht mehr.“

    „Früher hab ich mich gleich geschlägert, heute würde ich besser nachdenken und nicht so viele Ausdrücke benutzen.“

    „Ich bin vorsichtiger geworden beim Fahrradfahren. Ich passe jetzt mehr auf.“

    „Also es macht zwar schon mehr Spaß, wenn man ein bisschen chaotischer Fahrrad fährt, aber ich bin schon auch vorsichtig. Also wenn der LKW jetzt schon zwanzig Millimeter vor mir ist, dann würd ich auch nicht über die Straße fahren – so auch wieder nicht.“

    „Ich bin vorsichtiger geworden im Straßenverkehr. Sonst bin ich eigentlich immer einfach über die Straße gelaufen, ohne die Ampel zu drücken, und jetzt halt schon.“

    „Ich kann jetzt Nein sagen. Also ich sag jetzt nicht mehr so oft zu jemand, dass ich es gleich mache und alles. Dass mir jemand sagt, komm mach das mal und das mal… Da sag ich einfach ne.“

    „Früher hab ich mich das nicht so getraut, aber jetzt trau ich mich mehr, anderen ehrlich zu sagen, was ich denke.“

    „Ich fand gut, dass wir auch was zum Gehirn gelernt haben, weil man sonst ja nicht lernt, was wichtig ist und weil man dann nicht lernt, dass man kurz mal nachdenken soll.“

    „Ich finde es schade, dass YOLO jetzt zu Ende ist, weil es echt Spaß gemacht hat und wir haben viel gemacht in der Turnhalle mit Parkour und auch im Klassenzimmer zum Stirnhirn und Belohnungszentrum. Das war echt toll.“

    Die Phase 2 des YOLO-Projektes wurde im Juni 2017 abgeschlossen. Wir bedanken uns bei allen teilnehmenden Schulen sowie Jugendlichen und ihren Eltern für die Unterstützung.


    Exekutive Funktionen und Risikoverhalten

    Was sind die exekutiven Funktionen?
    Der Begriff „exekutive Funktionen“ beschreibt eine Vielzahl zentraler Gehirnfunktionen, die für kognitive Leistungen und für die sozial-emotionale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen von großer Bedeutung sind. Die exekutiven Funktionen sind im präfrontalen Kortex (direkt hinter der Stirn) lokalisiert. Exekutive Funktionen ermöglichen zielorientiertes und situationsangemessenes Verhalten (Miller & Cohen, 2001).
    Mithilfe der exekutiven Funktionen sind wir in der Lage

  • logisch zu denken,
  • zu planen,
  • vorausschauend zu handeln,
  • Probleme zu lösen,
  • Entscheidungen zu treffen und
  • Emotionen zu regulieren.


  • Diese eher komplexen Fähigkeiten bauen auf drei Teilaspekten der exekutiven Funktionen auf: dem Arbeitsgedächtnis, der Inhibition und der kognitiven Flexibilität (Diamond & Lee, 2011; Miyake et al., 2000).
    Das Arbeitsgedächtnis befähigt mit mehreren Informationen gedanklich zu arbeiten, diese gegeneinander abzuwägen und so Lösungen zu finden. Es spielt vor allem beim Planen und Lösen von Problemen eine wichtige Rolle.
    Die Inhibition beinhaltet die Fähigkeit, Impulse zu kontrollieren, die in Konflikt mit dem Erreichen eines (längerfristigen) Ziels stehen. Durch sie wird die Aufmerksamkeit kontrolliert und die Konzentration aufrechterhalten. Es werden aber auch geistige Abläufe gelenkt, gemäß dem Grundsatz „Erst nachdenken und dann handeln!“.
    Kognitive Flexibilität ist erforderlich, wenn sich Situationen verändern und damit neue Ansprüche an deren Bewältigung gestellt werden. Sie befähigt zum Einstellen auf neue Anforderungen und das Bedenken zielführender Alternativen, um die optimale Lösung zu erreichen.

    Abbildung: Teilaspekte des exekutiven Systems.

    Wie entwickeln sich die exekutiven Funktionen?

    Die Entwicklung der exekutiven Funktionen beginnt in der frühen Kindheit und dauert bis ins frühe Erwachsenenalter an (Huizinga et al., 2006). Sie geht einher mit der Reifung des kindlichen Gehirns, insbesondere mit dem Wachstum der neuronalen Netzwerke im präfrontalen Kortex (Zelazo & Carlson, 2012). Mit zunehmender Hirnreifung verbessert sich nach und nach die exekutive Kontrolle (Anderson et al., 2001). Dabei ist die frühe Kindheit ein bedeutender Abschnitt für die Entwicklung der exekutiven Funktionen (Carlson, 2005). Besonders deutlich ist der Entwicklungsfortschritt zwischen dem dritten und fünften Lebensjahr (Garon et al., 2008). Während dieser Zeit entwickeln sich die Kernkomponenten der exekutiven Funktionen (ebd.). Im Grundschul- und Jugendalter schreitet die Entwicklung weniger intensiv voran. Trotz des frühen Beginns erreichen die exekutiven Funktionen ihren Entwicklungshöhepunkt erst im jungen Erwachsenenalter mit ca. 25 Jahren (Diamond, 2002). Während sich das Arbeitsgedächtnis und die kognitive Flexibilität über die Zeit eher konstant entwickeln, startet die Entwicklung der Inhibition schon relativ früh. Studien weisen darauf hin, dass die Inhibition schon mit dem achten Lebensjahr weitgehend voZNL – YOLOllständig ausgereift ist (Best & Miller, 2010). So lange die exekutiven Funktionen noch nicht vollständig entwickelt sind, steht Kindern und Jugendlichen die Fähigkeit, sich zielorientiert und situationsangemessen zu verhalten, noch nicht ständig und vollständig zur Verfügung. Aus diesem Grund erleben sie, manche mehr als andere, noch Schwierigkeiten, ihr Verhalten und Denken erfolgreich zu steuern. Durch den langen Entwicklungsverlauf sind die exekutiven Funktionen jedoch auch während der Pubertät beeinflussbar und damit förderbar (Diamond und Lee, 2011).

    Abbildung: Die Entwicklung des Gehirns im Kindes- und Jugendalter.

    Bedeutung der exekutiven Funktionen
    Die exekutiven Funktionen spielen eine große Rolle hinsichtlich psychischer und physischer Gesundheit, akademischer Leistung und Schulerfolg, sozialer Kompetenz sowie positiver Lebensbewältigung. In vielen Studien konnten hierbei Zusammenhänge gefunden werden. Wer sich beispielsweise im frühen Kindesalter (mit ca. vier Jahren) gut selbst regulieren kann, ist als Erwachsener gesünder und führt einen gesundheitsförderlicheren Lebensstil. Außerdem zeigen Kindergartenkinder mit besserer Inhibition auch höhere soziale Kompetenzen (Rhoades, Greenberg, & Domitrovich, 2009). Gleichzeitig erreichen 4-jährige Kinder mit besseren exekutiven Funktionen als Erwachsene sogar höhere Bildungsabschlüsse und können Stress besser bewältigen (Mischel et al., 2011). Eine andere Studie hat gezeigt, dass die frühe Selbstregulationsfähigkeit eine niedrige Anfälligkeit für risikoreiches Verhalten voraussagt, dazu zählen auch der Konsum von Alkohol, Zigaretten und Drogen (Moffitt, T. E. et al. 2011). In der Schule profitieren Kinder mit gut entwickelten exekutiven Funktionen. Zum Zeitpunkt des Schuleintritts sagen exekutive Funktionen und die Selbstregulation mindestens genauso viel über die Schuleignung aus, wie Vorläuferfertigkeiten in Mathematik und Deutsch sowie der IQ der Kinder (Blair, 2002; McClelland, Morrison, & Holmes, 2000). Zum einen kommen sie in sozialen Situationen mit Klassenkameradinnen und Klassenkameraden besser zurecht, und zum anderen zeigen sie ein positives Lernverhalten und eine bessere Lernleistung (Duckworth, & Seligman, 2005). Besonders in Mathematik und den sprachlichen Fächern zeigen sich starke Zusammenhänge mit den exekutiven Funktionen (Blair & Razza, 2007; Bull & Scerif, 2001).
    Unausgereifte exekutive Funktionen und erhöhte Risikofreude in der Pubertät führen zu riskanten Verhaltensweisen
    In der Forschung lassen sich verschiedenste Ansätze zur Erklärung dieses riskanten Verhaltens in der Pubertät finden. Der bekannteste und meist untersuchte Ansatz ist das sozialisationstheoretische Belastungs-Bewältigungs-Modell, nach dem aus dem Zusammenwirken von psychosozialen Belastungen und mangelnden vorhanden Kompensationsressourcen Risikoverhalten resultiert (Mansel & Hurrelmann, 1991). Forscherinnen und Forscher haben in den letzten Jahren begonnen, Risikoverhalten auf neurobiologischer Basis zu erklären und sind dabei auf interessante Erkenntnisse gestoßen.

    Erhöhte Risikofreude durch Veränderungen im Gehirn

    Die Ergebnisse groß angelegter Längsschnittstudien haben gezeigt, dass während der Jugendzeit eine grundlegende Reorganisation des Gehirns stattfindet (Giedd et al., 1999). Während der Pubertät gleicht das Gehirn eines Jugendlichen einer Großbaustelle. Vor allem führen Veränderungen im sogenannten limbischen System (Belohnungszentrum) und im präfrontalen Kortex (Stirnhirn) in der Pubertät zu einem Ungleichgewicht, das zur Folge hat, dass Jugendliche risikofreudiger sind und häufiger gefährliche Dinge tun.
    Eine wichtige Veränderung im Gehirn, die großen Einfluss auf das Verhalten von Jugendlichen zeigt, ist der Abbau von Dopamin-Rezeptoren (Steinberg et al., 2008). Studien konnten zeigen, dass die Rezeptordichte während der Pubertät um ca. 30 Prozent zurück geht (Gapin, Labban, & Etnier, 2011). Der Abbau von Rezeptoren setzt mit einem Alter von ca. neun bis zehn Jahren ein und zeigt sich bei Jungen stärker als bei Mädchen (Sisk & Foster, 2004). Der Neurotransmitter Dopamin ist von großer Bedeutung für das Belohnungszentrum des Gehirns. Die Ausschüttung von Dopamin sorgt für Glücksgefühle und jeder Mensch strebt danach, dass diese Reaktion hin und wieder ausgelöst wird. Dopamin wird bei relativ harmlosen Erlebnissen, wie einem guten Abendessen gemeinsam mit Freunden ebenso ausgeschüttet, wie auch in Situationen mit mehr „Kick“, zum Beispiel bei einem spannenden Krimi.
    Der Verlust der Dopamin-Rezeptoren während der Pubertät führt dazu, dass das Belohnungszentrum weniger sensibel auf ausgeschüttetes Dopamin reagiert. Dies hat zur Folge, dass Jugendliche in diesem Alter oft lust- und antriebslos sind. Die bis dahin als positiv empfundenen Tätigkeiten und Erlebnisse liefern nun nicht mehr die gewohnten Effekte durch die Veränderung der dopaminergen Aktivität. Ein Krimi, der von Erwachsenen als spannend empfunden wird, finden Jugendliche schnell mal langweilig. Für sie braucht es mehr, um gleichermaßen Glücksgefühle zu empfinden. Deshalb sind sie häufig auf der Suche nach positiver Stimulation, wenden sich Neuem und Unbekanntem zu und neigen im stärkeren Maße zu riskantem Verhalten, wie z. B. Drogen- und Alkoholmissbrauch, ungeschütztem Geschlechtsverkehr oder risikoreichem Radfahren (Steinberg, 2008).
    Leider sind dies oft Dinge, die teilweise sehr gefährlich sind und negative Folgen haben können. Die Gefahren sind den Jugendlichen zwar oft bewusst, aber sie werden ignoriert. Grund hierfür ist das Fehlen eines starken Gegenspielers, der das am Dopamin orientierte Belohnungssystem kontrolliert. Der Gegenspieler im Gehirn ist das Stirnhirn – der Sitz der exekutiven Funktionen. Sie sind dafür verantwortlich, dass wir unsere Handlungen und Bewegungen bewusst steuern und überlegt entscheiden können. Mit Ihrer Hilfe sind wir in der Lage auch langfristig zu denken und mögliche Konsequenzen unseres Verhaltens gezielt mit zu beachten. Emotionale und motivationale Impulse aus dem Belohnungszentrum werden im besten Fall hier kontrolliert und erst nach sorgfältiger Überprüfung als Handlung umgesetzt. In der Pubertät sind die exekutiven Funktionen jedoch noch nicht ganz ausgereift, was zur Folge hat, dass bei Jugendlichen in emotionalen Situationen das weiter gereifte Belohnungszentrum sozusagen die Oberhand über das noch nicht ausgereifte exekutive Kontrollsystem gewinnt. Die Situation ist vergleichbar mit einem Rennfahrer, der aufgrund seiner bisher geringen Fahrerfahrung keine angemessene Kontrolle über ein Fahrzeug hat, dass zu viel PS besitzt.

    Erhöhte Risikobereitschaft im Jugendalter kann fatale Folgen haben
    Im Leben von Jugendlichen ändert sich Vieles, wenn sie in die Pubertät kommen. Für die Jugendlichen, und auch für ihre Eltern, ist es der Startschuss in eine aufregende, aber auch herausfordernde Zeit. In dieser Phase finden im Gehirn viele Veränderungen statt. Diese führen mitunter dazu, dass Jugendliche auf der Suche nach dem „besonderen Kick“ auch risikoreiche Dinge tun, vor allem wenn sie in Gesellschaft Gleichaltriger sind (Boyer, 2006; Romer, 2010). Generell spielen die Freunde in diesem Alter eine immer gewichtigere Rolle. Mit ihnen wird ständig etwas Neues ausprobiert, während sie sich beispielsweise im Park treffen, ins Kino gehen oder zusammen mit dem Fahrrad zum See fahren. Dabei werden manchmal auch riskantere Dinge ausgetestet: Rauchen, Alkohol trinken oder Schule schwänzen.
    Die Veränderungen im Gehirn der Jugendlichen führen dazu, dass sie Gefahren leichter unterschätzen, sich selbst und ihre Fähigkeiten gleichzeitig aber eher überschätzen. Auch die exekutiven Funktionen sind von diesen Veränderungen betroffen. Sie umfassen all jene Fähigkeiten, die es erlauben sich selbst zu steuern und die eigenen Handlungen zu planen, zu kontrollieren und flexibel auf Änderungen im Umfeld anzupassen (beispielsweise nicht vorschnell und unüberlegt zu handeln). Sie sind im sogenannten präfrontalen Kortex verortet, also in der Vorderseite des Gehirns direkt hinter der Stirn. Da dieser Teil im Jugendalter noch nicht ganz ausgereift ist, kann das exekutive System die gesteigerte Risikofreude nicht immer kontrollieren. Die Folge davon ist, dass Jugendliche bei ihren Abenteuern öfters mal Grenzen überschreiten und es zu Unfällen kommt. Sie verhalten sich also öfters risikoreicher als Erwachsene.
    Wie lassen sich die exekutiven Funktionen in der Schule fördern?
    Für Jugendliche in der Pubertät ist es oft wichtiger, was die Freunde machen, als das, was ihre eigene Vernunft ihnen sagt. Sie lassen sich oft von ihren Gefühlen leiten und denken weniger über die Konsequenzen ihres Handels nach. Mit guten exekutiven Funktionen ist das Verhalten eher vernunftgesteuert und wird nicht so sehr durch Emotionen gelenkt. Exekutive Funktionen sind somit wichtig, damit der schulische Alltag und das Lernen gelingen.
    Auch wenn sich aufgrund der natürlichen Entwicklung während der Pubertät ein Ungleichgewicht zwischen Belohnungssystem und exekutiven Funktionen einstellt, können die Auswirkungen doch zumindest beeinflusst werden. Durch Trainings- und Fördermaßnahmen in der Schule kann die Entwicklung der exekutiven Funktionen unterstützt werden. Gestärkte exekutive Funktionen erhöhen die Chance, dass Jugendliche sich risikobewusst und angemessen verhalten.
    Alltagsintegrierte Förderung in der Schule
    Im Schulalltag bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, um die exekutiven Funktionen (Arbeitsgedächtnis, Inhibition und kognitive Flexibilität) zu fördern. Dabei ist es von zentraler Bedeutung, dass immer wieder Situationen geschaffen werden, in denen exekutive Funktionen eine Rolle spielen. Vor allem die Gestaltung von Lernsituationen und die Aufgabenstellung sind dabei wichtige Aspekte.
    In naturwissenschaftlichen Fächern wird das Arbeitsgedächtnis beispielsweise immer dann trainiert, wenn Formeln auswendig gelernt, anspruchsvolle Aufgaben verstanden oder mehrere Anweisungen befolgt werden müssen. Auch Aufgaben, die ein planvolles Handeln voraussetzen, um Ziele zu erreichen, fördern das Arbeitsgedächtnis. Die Inhibition wird immer dann gefördert, wenn Impulse unterdrückt werden müssen oder es darum geht, sich zurückzunehmen. So lernen die Schülerinnen und Schüler beispielsweise in Gruppenarbeiten, ihre Wünsche und Bedürfnisse hintenanzustellen und andere nicht zu unterbrechen. Situationen, die neue Lösungswege oder einen Perspektivenwechsel erfordern, um ans Ziel zu kommen, stärken die kognitive Flexibilität. Dabei ist es wichtig, dass die Aufgaben herausfordernd, aber nicht überfordernd für die Schülerinnen und Schüler sind (Diamond & Lee, 2011). Es sollte eine realistische Chance bestehen, die Aufgabe erfolgreich zu lösen, wenn man konzentriert und planvoll an diese herangeht.
    Je häufiger und regelmäßiger die exekutiven Funktionen in Gebrauch sind, desto mehr werden sie gestärkt (Diamond & Lee, 2011). Aber: Die exekutiven Funktionen können auch einmal erschöpft sein. Bei der Gestaltung des Unterrichts sollte deshalb darauf geachtet werden, den exekutiven Funktionen immer wieder Pausen einzuräumen. Denn eine ständige Forderung der exekutiven Funktionen geht nicht mit der gewünschten Verfestigung einher, sondern ruft Stress hervor. Da die exekutiven Funktionen im Jugendalter noch nicht voll entwickelt sind, ist ihr Gebrauch für Jugendliche anstrengender als für Erwachsene. Erholen können sich die exekutiven Funktionen beispielsweise durch gezielte Entspannungsübungen und Bewegungspausen.


    Gezielte Übungen zur Förderung in der Schule
    Neben der alltagsintegrierten Förderung bieten gezielte Übungen eine gute Möglichkeit die exekutiven Funktionen in der Schule zu stärken. Studien haben gezeigt, dass körperliche Aktivität zu physiologischen Veränderungen im Gehirn führt, und somit Bewegung die exekutiven Funktionen verbessert (Chaddock et al., 2011). Besonders gut wirken Übungen, die eine Kombination aus körperlicher Aktivität und kognitiv fordernden Aufgaben darstellen (Diamond & Ling, 2016).

    Wie lassen sich die exekutiven Funktionen und die Risikokompetenz trainieren?
    Vor allem im Jugendalter kommt es oftmals zu riskanten Verhaltensweisen. Jugendliche sind ständig auf der Suche nach dem „Kick“ und möchten gemeinsam mit ihren Freunden etwas Neues und Spannendes erleben. Doch manchmal tun sie dabei Dinge, die gefährlich werden und fatale Folgen haben könnten – entweder für sie selbst oder für andere. Verschiedenste Veränderungen im Gehirn führen dazu, dass Jugendliche dazu neigen öfters Gefahren zu unterschätzen und sich selbst und ihre Fähigkeiten eher zu überschätzen. Das liegt mitunter daran, dass in der Pubertät die exekutiven Funktionen noch nicht völlig ausgereift sind. Die Folge davon ist, dass Jugendliche bei ihren Abenteuern öfters mal Grenzen überschreiten und es zu Unfällen kommt. Um Jugendliche vor diesen Gefahren zu schützen, die die gesteigerte Risikofreude mit sich bringt, ist es wichtig, sie in ihren exekutiven Funktionen zu fördern und sie somit in ihrer Risikokompetenz zu stärken.

    Wie können die exekutiven Funktionen gestärkt werden?

    Die exekutiven Funktionen werden im Alltag ständig gebraucht und dabei auch gefördert. Hier sind ein paar Beispiele für Übungen, durch die sich im Alltag die exekutiven Funktionen noch mehr stärken lassen.

    Arbeitsgedächtnis

    Telefonnummern merken:
    Bestimmt hast du zahlreiche Telefonnummern von Freunden in deinem Handy eingespeichert. Versuche doch mal, dir die Nummer eines Freundes kurz vor dem Anruf zu merken und dann selbst einzutippen anstatt ins Telefonbuch zu gehen und direkt anzurufen. Schaue auf die Nummer und präge sie dir gut ein, wiederhole sie oft und bilde beispielsweise Zahlengruppen. Das hilft dir dabei, die Nummern besser im Gedächtnis zu bewahren (z. B. 150 – 32 – 10 statt 1 5 0 3 2 1 0). Manchen Menschen hilft es auch, sich zu jeder Zahl einen Begriff vorzustellen, z. B. Ei für 0, Einhorn für 1, Zwillinge für 2, Dreirad für 3, Stuhl (mit vier Beinen) für 4, Hand (mit fünf Fingern) für 5, Würfel (mit sechs Seiten) für 6, Zwerg (7 Zwerge) für 7, Achterbahn für 8 und Kegelspiel für 9. Aus diesen Begriffen wird dann eine Bildergeschichte gebaut, die dir dabei hilft, die Zahlenreihe zu merken.
    Schwierigkeitsstufe 1: Wenn du die Nummern gut kannst, versuche doch auch mal, sie in umgekehrter Reihenfolge (rückwärts) zu wiederholen.

    Einkaufsliste weglassen:
    Wenn du Einkaufen gehst oder deine Eltern dich bitten, beim nächsten Einkauf z. B. Äpfel, Toilettenpapier, Bananen und Zeitung mitzubringen, dann versuche, dir die Lebensmittel zu merken, anstatt dir eine Einkaufsliste zu schreiben. Du kannst dir dabei z. B. eine lustige Geschichte überlegen, in der die Lebensmittel vorkommen. Die Geschichte könnte dann z. B. so lauten: „Als Herr Maier morgens aufwachte, sah er, wie zwei freche Buben seinen Apfelbaum mit Toilettenpapier umwickelt hatten. Wütend stürmte er aus dem Haus und rutschte dabei auf einer Bananenschale aus, die jemand vor seiner Tür hatte liegen lassen. Genau in diesem Moment kam der Zeitungsmann, der beim Anblick von Herrn Maier laut loslachte.“

    Choreographien nachtanzen:
    Wenn du gerne Musikvideos und Tanzfilme schaust, kannst du versuchen, die Tanzchoreographien und -schritte nach zu tanzen. Im Internet gibt es zum Beispiel Anleitungen und Tutorials zu Hip-Hop, Zumba oder anderen Tanzstilen. Indem du dir die einzelnen Schrittabfolgen merkst, trainierst du dein Arbeitsgedächtnis und machst gleichzeitig auch noch was für deine Fitness.

    Nachrichten schauen mit den 5-W-Fragen:
    Wenn du Nachrichten schaust, dann kannst du versuchen nach jeder Meldung, die du gesehen oder gehört hast, den Inhalt verbal wiederzugeben, um so dein Arbeitsgedächtnis zu trainieren. Beantworte dabei immer diese fünf Fragen: Wer? Was? Wann? Wo? Warum? Du kannst diese Fragen nicht nur für Nachrichten benutzten, sondern auch für jede Art von Information. Nachrichten sind meistens schon nach dem 5-W-Fragen Muster angelegt und eignen sich deshalb besonders gut. Außerdem kannst du dadurch zusätzlich noch dein Allgemeinwissen verbessern!

    Inhibition

    Beim Lernen:
    Wenn du am Schreibtisch sitzt und beispielsweise auf eine wichtige Prüfung lernen musst oder Hausaufgaben machst, dann versuche doch mal über einen bestimmten Zeitraum hinweg (z. B. eine Stunde) deinem Handy keine Beachtung zu schenken. Versuche, nicht auf dein Handy zu schauen, auch wenn du auf dem Bildschirm eine Nachricht von einem Freund aufleuchtet. Versuche der Ablenkung zu widerstehen und erst auf dein Handy zu schauen, wenn du eine Stunde lang konzentriert gearbeitet hast. Versuche dich zu kontrollieren und den Impuls zu unterdrücken, auf dein Handy zu schauen. Du kannst auch versuchen während der Zeit nicht zum Kühlschrank zu gehen, keine Snacks zu essen oder dich von anderen Sachen ablenken zu lassen. Versuche einfach, konzentriert bei der Sache zu bleiben und Impulse, die nicht lernförderlich sind, zu unterdrücken.

    Gespräche nicht unterbrechen:
    Wenn du dich mit Freunden über das Wochenende oder spannende Dinge unterhältst, dann versuche das Gespräch nicht zu unterbrechen, deine Freunde ausreden zu lassen und nicht einfach in das Gespräch hineinzuplatzen. Versuche, dich zurückzuhalten und den Impuls zu kontrollieren, sofort alles erzählen oder kommentieren zu wollen, auch wenn du deinen Freunden etwas ganz Wichtiges mitteilen möchtest.

    Cool bleiben:
    Wenn du z. B. beim nächsten Fußballspiel von einem Gegenspieler von der Seite angemacht wirst oder in einer Situation bist, in der du dich unfair behandelt fühlst und am liebsten aus der Haut fahren würdest, dann bleib cool! Versuche dein Verhalten zu kontrollieren, ruhig zu bleiben, nicht zu fluchen und nicht aggressiv zu reagieren, auch wenn du provoziert wirst und am liebsten darauf losschimpfen würdest.

    Mückenstiche nicht aufkratzen:
    Wenn dich ein Mückenstich juckt, ist es ganz normal, dass man an dieser Stelle kratzen möchte, um den Juckreiz zu stillen. Versuche doch mal, den Mückenstich in Ruhe zu lassen und nicht zu kratzen. Versuche, dich zu kontrollieren und dem Impuls zu Kratzen nicht nachzugehen, auch wenn der Mückenstich dich an dieser Stelle juckt.

    Kognitive Flexibilität

    Sich in andere Personen hineinversetzen:
    Wenn deine beste Freundin nicht mehr mit dir spricht, dein Freund eingeschnappt ist oder sich komisch dir gegenüber verhält, dann überlege, was passiert ist und welche möglichen Gründe es dafür geben könnte, dass deine Freunde sich komisch dir gegenüber verhalten. Versuche dich in die andere Person hineinzuversetzen und eine andere Sichtweise einzunehmen, um zu verstehen, warum diese Person gerade nicht gut auf dich zu sprechen ist.

    Neue Lösungsansätze ausprobieren:
    Manchmal kommt es vor, dass z. B. der Schulbus ausfällt oder eine unvorhergesehene Situation eintritt. Oft ist es in diesen Situationen am einfachsten, wenn man seine Eltern anruft und sie dir die Lösung sagen. Versuche in so einer Situation doch mal, erst selbst nach Lösungen zu suchen, bevor du deine Eltern um Rat bittest, z. B. Busfahrpläne anschauen, Passanten fragen, im Internet mögliche Gründe recherchieren, alternative Buslinien suchen etc.

    Wie können Eltern die exekutiven Funktionen ihrer Kinder unterstützen?

    Auch Eltern können die exekutiven Funktionen ihrer Kinder mithilfe von kleinen Übungen und Spielen fördern. Hier finden Sie ein paar Beispiele dafür:

    Arbeitsgedächtnis:

    Das Kind bitten, für Sie mitzudenken:
    Um das Arbeitsgedächtnis Ihres Kindes fit zu halten, können Sie Ihr Kind im Alltag bitten, sich Kleinigkeiten für Sie zu merken, z. B. „Kannst du mich bitte daran erinnern, morgen beim Einkaufen Quark, Mehl, Eier und Pfeffer einzukaufen?“ oder „Denkst du bitte daran, dass wir noch Buntstifte, einen linierten Block und Glassichthüllen für deinen Schulunterricht kaufen müssen.“ Sie können Ihr Kind z. B. auch beim Kochen oder bei handwerklichen Tätigkeiten dazu auffordern, sich die einzelnen Zwischenschritte einer Handlung zu merken (z. B. Oberfläche reinigen, abschleifen, Grundierung auftragen, Farbe auftragen, etc.). Sie können Ihr Kind beispielsweise auch beim Einkauf bitten, die Preise grob zu überschlagen und im Kopf mitzurechnen, wie viel der Einkauf kosten wird. Achten Sie dabei allerdings darauf, dass die Kapazität des Arbeitsgedächtnisses limitiert ist – wir sind nur fähig 7 ± 2 Elemente gleichzeitig zu speichern.

    Gemeinsam Spielen – „Ich packe meinen Koffer…“:
    Auch mit Hilfe einfacher Gedächtnisspiele kann man das Arbeitsgedächtnis spielerisch verbessern. Spielen Sie mit Ihrem Kind doch mal wieder „Ich packe meinen Koffer…“. Dabei beginnt der/der erste Spieler/in mit „Ich packe meinen Koffer und nehme … mit.“ und fügt einen beliebigen Begriff ein, z. B. „Turnschuhe“. Der/die nächste Spieler/in wiederholt den Satz des Vorgängers/der Vorgängerin und fügt einen neuen Begriff hinzu „Ich packe meinen Koffer und nehme Turnschuhe und eine Sonnenbrille mit.“ So wird der Satz mit den „gepackten“ Begriffen immer länger. Schwierigkeitsstufe 1: Jede/r zweite Spieler/in muss die Begriffe in umgekehrter Reihenfolge wiedergeben, sodass der neue Begriff zuerst angefügt wird.

    Gemeinsam Spielen – „Bin ich Mickey Mouse?“:
    Jede/r Spieler/in schreibt eine bekannte Person oder Figur (z. B. Weihnachtsmann) auf einen Post-it und befestigt diesen auf der Stirn eines/r anderen Mitspielers/in. Ziel des Spiels ist es, durch gezielte Fragen möglichst schnell herauszufinden, welche Person oder Figur man ist. Die Mitspieler/innen dürfen dabei nur mit „ja“ und „nein“ auf die Fragen antworten (z. B. „Gibt es mich wirklich?“, „Nein.“). Wird eine Frage mit „nein“ beantwortet, ist der/die nächste Spieler/in an der Reihe mit Fragen. Wird die Frage mit „ja“ beantwortet, darf der/die Spieler/in weiterfragen. Das Spiel endet, wenn alle erraten haben, wer sie sind.

    Inhibition

    Gemeinsam Spielen – „Bimberle“:

    Die Spieler/innen sitzen an einem Tisch. Der/die Spielleiter/in (z. B. ein Elternteil) gibt verschiedene Kommandos, die die Mitspieler/innen ausführen müssen.
    Kommando Bimberle = mit dem Zeigefinger auf den Tisch trommeln
    Kommando Faust = beide Fäuste auf den Tisch legen
    Kommando Flach = Hände flach auf den Tisch legen
    Kommando Bock = die Fingerspitzen von oben auf den Tisch stellen
    Die Kommandos dürfen aber nur ausgeführt werden, wenn der/die Spielleiter/in davor auch „Kommando“ sagt. Nennt er z. B. nur „Flach“, dann behalten die Spieler/innen die vorherige Stellung bzw. Tätigkeit inne.

    Kognitive Flexibilität

    Gemeinsam Spielen – „Zum Mond Fliegen“:
    Auch die kognitive Flexibilität kann spielerisch trainiert werden. Es eigenen sich beispielsweise Spiele, bei denen man auf Spielveränderungen reagieren und nach kreativen Lösungsansätze suchen muss. In dem Spiel „Zum Mond Fliegen“, möchten Astronauten zum Mond fliegen. Auf die Reise dürfen aber nur bestimmte Gegenstände mitgenommen werden. Einer der Expeditionsleiter (z. B. ein Elternteil) überlegt sich eine Regel, die festlegt, welche Dinge erlaubt sind (z. B. alles, was weich ist). Jeder der Astronauten kommt dann an die Reihe und sagt „Ich fliege zum Mond und nehme … mit.“. Der Expeditionsleiter entscheidet dann, ob der Astronaut diesen Gegenstand mitführen darf oder nicht und sagt entsprechend „Ja, das darf mit!“ oder „Nein, das bleibt auf der Erde!“. Ziel es Spiels ist es, dass alle Astronauten die Regel durchschauen.

    Wochenplan erstellen:
    Vor allem bei Jugendlichen wächst in der Pubertät der Wunsch, von Tag zu Tag selbstständiger zu werden. Dabei möchten sie ihr Leben zunehmend selbst in die Hand nehmen. Um Ihr Kind darin zu unterstützen und gleichzeitig die kognitive Flexibilität sowie das Arbeitsgedächtnis zu stärken, können Sie es dazu anregen, mit Hilfe von Wochenplänen selbstständig die Wochentage zu planen bzw. zu organisieren. Ermutigen Sie Ihr Kind dazu, zu überlegen, wie lange es nach der Schule pausieren muss, wie lange man für die Hausaufgaben, die Hobbies und weitere anstehende Aufgaben einplanen muss. Natürlich können Sie als Eltern dabei Vorschläge machen und beratend zur Seite stehen, aber lassen Sie die Verantwortung für das Erstellen des Plans bei Ihrem Kind, sodass das Kind lernt, wie es z. B. mit kollidierenden Terminen umgehen muss und neue Alternativen und Lösungsansätze findet.


    Veröffentlichungen

    Abschlussbericht zum Vorhaben: „YOLO – (Selbst)sicher Radfahren. Ein Projekt zur Förderung der Sicherheit jugendlicher Radfahrer durch Stärkung der Selbststeuerungskompetenz“ (PDF)

    Veröffentlichungen
    Arndt, P.A., Ludwig, A., Fäsche, A. Wallner, S., Evers, W. F. (2017) YOLO – (Selbst)sicher Radfahren. Ein Projekt zur Förderung der Sicherheit jugendlicher Radfahrer durch Stärkung der Selbststeuerungskompetenz. Projektbericht. Berlin: DGUV. URL.

    Evers, W. F., Fäsche, A., Ludwig, A., & Schuler, S. Y. (2016). Bicycle accidents in early adolescence: Relations with risk-taking, susceptibility to peer influence and executive functions. Poster presented at the 6th International Conference on Traffic and Transport Psychology, Brisbane, Australia.

    Evers, W. F., Lex, A., & Fladung, A.-K. (2014). Bicycle accidents among teenagers: Examining the role of executive functions. Diskurs Kindheits- und Jugendforschung, 9(4).

    Evers, W. F., Ludwig, A., Schuler, S. Y., Fäsche, A., Felsner, S., & Herpers, R. (2016). Gender differences in relations of executive functions with risk-taking and susceptibility to peer-influence in early adolescence. Poster presented at the Early Career Conference on Executive Functions and Selfregulation (NEFS), Ulm, Germany.

    Fäsche, A., Ludwig, A. & Evers, W. F. (2016). Adolescents at risk for cycling accidents: Profile differences in executive function, risk-taking and susceptibility to peer influence. Poster presented at the Early Career Conference on Executive Functions and Selfregulation (NEFS), Ulm, Germany.

    Fäsche, A., Ludwig, A., Schuler, S. Y., & Evers, W. F. (2016). Cycling accidents in early adolescence: The role of executive functions in relation with risk-taking behaviour. Poster presented at the 5th International Cycling Safety Conference (ICSC), Bologna, Italy.

    Fäsche, A., Ludwig, A., Wallner, S., & Evers, W. F. (2017). Evaluation des YOLO- Präventionsprogramms: Förderung der exekutiven Funktionen und des angepassten Risikoverhaltens in der frühen Adoleszenz. Paper presented at the 5th GEBF Congress, Heidelberg.

    Ludwig, A., Evers, W. F., Fäsche, A. & Schuler, S. Y. (2016). Bicycle accidents in early puberty: Who and what should traffic education focus on? Poster presented at the 6th International Conference on Traffic and Transport Psychology, Brisbane, Australia.

    Ludwig, A., Roos, J., Evers, W. F., & Fäsche, A. (2017). Förderung der exekutiven Funktionen und des angepassten Risikoverhaltens in der frühen Adoleszenz: Evaluation des YOLO-Präventionsprogrammes. In A. Fäsche & A. Ludwig (chairs), Exekutive Funktionen im Kindes- und Jugendalter: Entwicklung, Korrelate und Training. Symposium conducted at the DGPs Congress on Developmental and Educational Psychology, Münster, Germany.

    Ludwig, A., Schuler, S. Y., Fäsche, A., & Evers, W. F. (2016). The YOLO prevention program – Promoting adolescents‘ cycling safety through executive function training. Poster presented at the 5th International Cycling Safety Conference (ICSC), Bologna, Italy.

    Literatur zum Thema
    Best, J. R., & Miller, P. H. (2010). A developmental perspective on executive function. Child Development, 81(6), 1641-1660.

    Blair, C. (2002). School readiness: Integrating cognition and emotion in a neurobiological conceptualization of children’s functioning at school entry. American Psychologist, 57(2), 111-127.

    Blair, C., & Razza, R. P. (2007). Relating Effortful Control, Executive Function, and False Belief Understanding to Emerging Math and Literacy Ability in Kindergarten. Child Development, 78(2), 647-663.

    Boyer, T. W. (2006). The development of risk-taking: A multi-perspective review. Developmental Review, 26(3), 291-345.

    Bull, R., & Scerif, G. (2001). Executive functioning as a predictor of children’s mathematics ability: Inhibition, switching, and working memory. Dev Neuropsychol, 19(3), 273-293

    Chaddock, L., Hillman, C. H., Buck, S. M., & Cohen, N. J. (2011). Aerobic fitness and executive control of relational memory in preadolescent children. Med Sci Sports Exerc, 43(2), 344-349.

    Diamond, A. (2002). Normal development of prefrontal cortex from birth to young adulthood: Cognitive functions, anatomy, and biochemistry. In D. T. Stuss & R. T. Knight (Eds.), Principles of frontal lobe function (pp. 466-503). New York, NY, US: Oxford University Press.

    Diamond, A., & Lee, K. (2011). Interventions shown to aid executive function development in children 4 to 12 years old. Science, 333(6045), 959-964

    Diamond, A., & Ling, D. S. (2016). Conclusions about interventions, programs, and approaches for improving executive functions that appear justified and those that, despite much hype, do not. Developmental cognitive neuroscience, 18, 34-48.

    Duckworth, A. L., & Seligman, M. E. (2005). Self-discipline outdoes IQ in predicting academic performance of adolescents. Psychol Sci, 16(12), 939-944.

    Carlson, S. M. (2005). Developmentally sensitive measures of executive function in preschool children. Developmental Neuropsychology, 28(2), 595-616.

    Fend, H. (2001). Entwicklungspsychologie des Jugendalters. Opladen: Leske + Budrich

    Gapin, J. I., Labban, J. D., & Etnier, J. L. (2011). The effects of physical activity on attention deficit hyperactivity disorder symptoms: the evidence. Preventive medicine, 52, S70-S74.

    Garon, N., Bryson, S. E., & Smith, I. M. (2008). Executive function in preschoolers: A review using an integrative framework. Psychological bulletin, 134(1), 31.

    Giedd, J. N., Blumenthal, J., Jeffries, N. O., Castellanos, F. X., Liu, H., Zijdenbos, A., . . . Rapoport, J. L. (1999). Brain development during childhood and adolescence: a longitudinal MRI study. Nature neuroscience, 2(10), 861-863.

    Huizinga, M., Dolan, C. V., & van der Molen, M. W. (2006). Age-related change in executive function: Developmental trends and a latent variable analysis. Neuropsychologia, 44(11), 2017-2036.

    Hurrelmann, K. (1994). Lebensphase Jugend. Eine Einführung in die sozialwissenschaftliche Jugendforschung: Beltz Juventa.

    Mansel, J., & Hurrelmann, K. (1991). Alltagsstreß bei Jugendlichen. Eine Untersuchung über Lebenschancen, Lebensrisiken und psychosoziale Befindlichkeiten im Statusübergang. Weinheim/München: Juventa.

    McClelland, M. M., Morrison, F. J., & Holmes, D. L. (2000). Children at risk for early academic problems: The role of learning-related social skills. Early Childhood Research Quarterly, 15(3), 307-329

    Miller, E.K. and Cohen, J.D. (2001). An integrative theory of prefrontal cortex function. Annual Review of Neuroscience, 24, 167-202.

    Mischel, W., Ayduk, O., Berman, M. G., Casey, B., Gotlib, I. H., Jonides, J., . . . Zayas, V. (2011). ‘Willpower’over the life span: decomposing self-regulation. Social cognitive and affective neuroscience, 6(2), 252-256.

    Miyake, A., Friedman, N. P., Emerson, M. J., Witzki, A. H., Howerter, A., & Wager, T. D. (2000). The unity and diversity of executive functions and their contributions to complex “frontal lobe” tasks: A latent variable analysis. Cognitive Psychology, 41(1), 49-100. doi: DOI 10.1006/cogp.1999.0734

    Moffitt, T. E., Arseneault, L., Belsky, D., Dickson, N., Hancox, R. J., Harrington, H., . . . Ross, S. (2011). A gradient of childhood self-control predicts health, wealth, and public safety. Proceedings of the National Academy of Sciences, 108(7), 2693-2698.

    Mounts, N. S., & Steinberg, L. (1995). An ecological analysis of peer influence on adolescent grade point average and drug use. Developmental Psychology, 31(6), 915.

    Raithel, J. (1999). Unfallursache: Jugendliches Risikoverhalten.: Verkehrsgefährdung Jugendlicher, psychosoziale Belastungen und Prävention: Beltz Juventa.

    Rhoades, B. L., Greenberg, M. T., & Domitrovich, C. E. (2009). The contribution of inhibitory control to preschoolers’ social–emotional competence. Journal of Applied Developmental Psychology, 30(3), 310-320.

    Romer, D. (2010). Adolescent Risk Taking, Impulsivity, and Brain Development: Implications for Prevention. Developmental Psychobiology, 52(3), 263-276. doi: Doi 10.1002/Dev.20442

    Sisk, C. L., & Foster, D. L. (2004). The neural basis of puberty and adolescence. Nature neuroscience, 7(10), 1040-1047.

    Steinberg, L. (2008). A social neuroscience perspective on adolescent risk-taking. Developmental Review, 28(1), 78-106. doi: Doi 10.1016/J.Dr.2007.08.002

    Steinberg, L., Albert, D., Cauffman, E., Banich, M., Graham, S., & Woolard, J. (2008). Age differences in sensation seeking and impulsivity as indexed by behavior and self-report: evidence for a dual systems model. Developmental Psychology, 44(6), 1764.

    Zelazo, P. D., & Carlson, S. M. (2012). Hot and cool executive function in childhood and adolescence: Development and plasticity. Child Development Perspectives, 6(4), 354-360.